So war es, so ist es!
Früher konnte man hier problemlos wandern, selbst bei tiefstem Schnee. Problemlos soll nicht heißen, daß man dabei nicht auch besonders gut aufpassen mußte. Der Gefahren waren genügend, vor allem für Ungeübte, Leichtsinnige und Ängstliche. Heute ist das alles anders. Die meisten Gebiete sind im Winter nun gut abgesperrt, eine Verbeugung vor der massenhaften Internationalität, die diese Gegend -- wohl auch zum finanziellen Nutzen der davon nicht schlecht Profitierenden -- mittlerweile besetzt hält.
Ich erinnere mich an Winter in meiner Internatszeit. Der Ort und alles um ihn herum war völlig leer, vollkommen ausgestorben, wenn man von den wenigen hier lebenden Einheimischen und den Internatsschülern einmal abgesehen hat. Doch heute, selbst am 24. Dezember eine touristische Betriebsamkeit, obwohl die beiden Schlösser an solchen Tagen geschlossen sind ...
Schauen wir uns die unerlaubten Wege einmal genauer an (Vor Nachahmung wird ausdrücklich gewarnt!!!) ...
Bereits ab Schloß Neuschwanstein ist der Weg in Richtung "Jugend" (diese schöne Aussichtsplatform) und Marienbrücke gesperrt. Ein großer Eisenzaum erschwert den Zugang zu dem Weg erheblich. Da der Weg im Winter oft glatt ist, kann man ihn wirklich nicht für das allgemein übliche Touristenschuhwerk, in denen sich die dazu passenden Füße, die dann noch den Körper mit dem wohl nicht immer ausgeprägten und insofern sehr reduziertem Beurteilungsgehirn tragen, freigeben. Wer dennoch, sich der Gefahr bewußt und verantwortungsvoll, seinen Weg an den Barrieren fortsetzt, kann jedoch ungeahnte Schönheit erleben. Aber nochmals: Leichtsinn sollte nicht zu den Postkartenmotiven führen und verleiten ...
Übrigens: Auch der Zugangsweg, der unterhalb vom Schloß, noch vor der Gaststätte, vom Hauptweg abzweigt und dorthin führen würde, ist im Winter ebenfalls gesperrt. Auch bergabwärts der Pfad durch den Wald, der dann im Ort unten dort, wo früher die Post war, in die Hauptstraße mündet, ist nicht freigegeben. Es bleiben also im Regelfall nur die ausgetretenen, bekannten (und häufig überlaufenen) Möglichkeiten.
Bereits unten in der Pöllatschlucht. Sie ist teilweise durch Felsabgang und Entwurzelung von Bäumen stellenweise stark beschädigt.
Nicht mehr überall findet man die schönen Naturwege, die freilich auch erst durch mühsame Landschaftspflege entstehen konnten.
Übergang von Natur zu "unverwüstlichem" Stahl, oder etwa doch nicht so frei von Gefahren?
Durch die Natur entstandener Schaden. Rechts der neue Eisensteg, der die alten Bohlen abgelöst hat und hier noch unbeschädigt ist.
Diese Bilder sollten den Wanderer zu äußerster Vorsicht mahnen, Die Natur ist oft unberechenbar und wehrt sich gegen Eingriffe. An dieser Stelle ist der neue Eisensteg durch Felsabgang und Baumentwurzelung äußerst stark beschädigt.
Der Eisensteg an intakten Stellen. Daneben eine Perspektive des harmlos wirkenden Schluchtbaches. Im Winter fast ohne Wasser.
Der gut versperrte Zugang am unteren Ende der Schlucht. Hier an der Wasserrinne öffnet sich dann langsam die Schlucht.
Die Warnung hier unten kennen wir ja auch von oben. Das Gedächtniskreuz erinnert an den Internatsschüler Karl Scharnagel, der hier tödlich abgestürzt ist und sein Leben viel zu jung beendete. Leider ist die alte, schöne Emailletafel dem Zahn der Zeit zum Opfer gefallen. Die Erinnerung und Mahnung bleibt dennoch. Und weil die Orientierung für manche doch nicht so ganz so einfach zu sein scheint, findet man hier, gleichsam "mitten im Wald" mit den neuen Schildern den richtigen Weg zum "Ticketoffice". Jenes ist bekanntlich schon lange nicht mehr im Schloß, auch nicht mehr in der unterhalb zwischen Schloß und Gaststätte gelegenen Verkaufsbude, wo man á la England Schlangestehen üben durfte, sondern das darf man nun mitten in der Ortschaft Hohenschwangau - dort selbst für Unaufmerksamere gänzlich unübersehbar ...
Wir haben noch einmal überlebt, sehen dafür jedoch leider an dieser Stelle, wo die Schlucht (fast) endgültig ihren Einfluß beendet, seit Jahren immer wieder einen anderen Niedergang: den des einst so romantischen Sägewerks ...
... und wäre es ein Schloß gewesen, sein Zustand könnte wohl genesen ...
Wir blicken nochmals zurück, um dann weiter zu schreiten.
Viele Wege führen zurück nach St. Colomann. Dieser hier unterhalb der Tegelbergkette. Keine Sekunde ist wie die andere ...
Was auch immer ist, trotzdem ist Weihnachten. Jedes Jahr. Und das ist gut so.
(Man denke an die idiotischen Versuche aus Amerika und England, die Begriffe "Weihnacht", "Christkind", "Christbaum" aus dem Sprachschatz zu beseitigen und sie durch andere Begriffe zu ersetzen, da diese in einer multikulturellen Gesellschaft andersgläubige brüskieren könnten. Da wird dann aus Weihnachtsferien schon mal Winterferien, aus Weihnachtsbaum oder Christbaum dann der Tannenbaum usw. Man sieht, auch an solchen Festtagen sollte man nicht ganz übersehen, wie gefährdet so manche zivilisatorische Kultur und Errungenschaft ist. Wehret den Anfängen, mag ich da nur sagen. Aber bitte nicht so wie unlängst die Mönche auf Athos, die sich in ihrer "christlichen Zuneigung" gleich mit Beilen und Eisenstangen die Köpfe eingeschlagen haben Es dürfte ja auch anders gehen. Nach diesen kleinen abschweifenden Gedanken wandern wir nun weiter ...)
Fast schon am Ende des Weges.
Zurück bei St. Colomann. Einfach etwas wider den Zeitgeist leben und gestalten ...
Der Zeitgeist ist das jeweilige Gespenst der Gegenwart.
(Werner Schneyder)
... und so vieles verschwunden in nebelhaften Fernen, in wolkenumrandeten Umnachtungen -- und doch in einer eigenen Weise nicht abwesend ...
There's a time and place for everything ...
Und auch das in eben jenen Dingen, die man jahrzehntelang vernachlässigt hat, sie nun doch wieder aufzugreift (wie mit dem schönen Hotel Alpenrose am Alpsee geschehen, das nun nach gelungener Renovierung ein Museum zur bayerischen Geschichte beherbergt!): es tut sich etwas in Sachen der verfallenden Sägemühle (siehe weiter oben): man darf gespannt sein (auch wenn frühere Tatkraft sicherlich mehr Originalität für die Nachwelt gerettet hätte ... (Hoffentlich läßt sich dann auch feststellen "All's well that ends well!" und schlußendlich dann auch noch ein "Better late than never!")
Ein Anblick im Sommer 2011:
... und für diejenigen, die es noch nicht gesehen haben: die "neue", zumindest "gerettete" Alpenrose ...
(ebenfalls im Sommer 2011)
Ach und dann zu guter Letzt: ein vorwinterlicher Spaziergang "im" wasserarmen Forggensee 2011:
Keine deiner Handlungen geschehe ohne Überlegung, keine werde anders
als nach den vollendetsten Grundsätzen der Kunst zu leben vollzogen!
Marc Aurel
... und was bleibt ... ?
"Isabelle, denkst du manchmal auch an das Altsein? Sie antwortete nicht. Manchmal ist bei mir der Wunsch da, das Leben schnell hinter mich zu bringen, und dann zurückzuschauen und mir zu sagen, es hätte schlimmer kommen können. Jetzt drehte sie sich zu mir um. Was redest du denn da für einen Blödsinn? Ichdachte schon, sie sei wieder eingeschlafen, aber dann sagte sie noch, dass wir eine Alters-WG gründen könnten, sie und ich, und wenn Simon von seinem Egotrip herunterkäme, würde sie ihn auch ertragen. (...) Wir würden von den kleinen Veränderungen berichten, die draußen vor sich gehen."
Christof Hamann, Nur ein Schritt bis zu den Vögeln, Steidl Verlag 2012, S. 70f.
... einmal mehr angekommen (am alten Ort) -- diesmal im Juni 2019:
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