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Ein Schwan
Mein weißer Schwan,
Du stummer, du stiller,
Kein Schlag, kein Triller
Verriet deine Bahn.
Scheu überrauschend
Die Elfe, die träumende,
Glittst du stets lauschend
Die Flut, die leis' schäumende.
Doch dann beim Scheiden,
Als Blicken und Schwören
Nur noch Lügen und Leiden, –
Da, da war's zu hören!
In Tönen aufklingend
Schlossest deine Bahn du; –
Im Tode singend.
Du warst doch ein Schwan, du!
(Henrik Ibsen)
Wer die wahre Geschichte kennt, weiß um das tatsächliche Schicksal dieser Tiere, um ihren permanenten Kampf ums Überleben!
Stiller Augenblick
von Gottfried Keller
Fliehendes Jahr, in duftigen Schleiern
Streifend an abendrötlichen Weihern,
Wallest du deine Bahn;
Siehst mich am kühlen Waldsee stehen,
Wo an herbstlichen Uferfhöhen
Zieht entlang ein stummer Schwan.
Still und einsam schwingt er die Flügel,
Tauchet in den Wasserspiegel,
Hebt den Hals empor und lauscht;
Taucht zum anderen Male nieder,
Richtet sich auf und lauschet wieder,
Wies im flüsternden Schilfe rauscht.
Und in seinem Tun und Lassen
Wills mich wie ein Traum erfassen,
Als obs meine Seele wär,
Die, verwundert über das Leben,
Über das Hin- und Wiederschweben.
Lugt und lauschte hin und her.
Atme nur in vollen Zügen
Dieses friedliche Genügen
Einsam auf der stillen Flur!
Und hast du dich klar empfunden,
Mögen enden deine Stunden,
Wie zerfließt die Schwanenspur.
Dieses Jahr haben es die Schwaneneltern gut geschafft: ihre vier Jungschwäne gesund aufzuziehen ... (Aufnahme vom 15. Dezember 2020)
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