Bilder+Gedanken 3
In der stillen Tiefe des Sees
(loreleyhaft)
eigentlich: sind es viele; der eine see als pars pro toto –
dieser see als die echte spiegelung, als auftauchen und
versenken, als wiederbelebung, als ruhigender ort,
als all das, was pulsieren hilft, vor allem: seen-leben ...
der see – dort geboren, eigentlich, dort dieses ganz
besondere (er-)leben, gedanklich wie auch tatsächlich
bis hin zum omega – doch was dann eigentlich zählt:
jenes dazwischen, die lange reise im traumhaften.
wie die geschichte des mannes in seiner hütte am
ferner gelegenen see, damals noch ruhe dort, keine
dreiste kapitalistische entwertung schlichter natur, nicht
die horden aus den see heimsuchender oberflächlichkeit.
noch keine nahe triste autobahn mit ihrer lärmwut, keine
störungen, wie auch immer geartet, der stille und idylle:
er im steten fiktiven zwiegespräch mit seiner katze, welche,
ihm lebensferne unterstellend, ihre ureigene ansicht einer
gesunden lebensgestaltung nahebringt; er dabei durchaus
lernbereit, aufnahmefähig: entzieht sich vielen zwängen
arbeitsbezogener rhythmen sowie lästigem diktatorischen
auf und ab aus alltäglichkeiten: nun die arbeit am see, leben
in der hütte, langsamkeit in den spärlichen begegnungen.
tiefe. herzschlagverringerung. doch gleichwohl auch die
andere eigenwilligkeit – das stete wehren gegen zwang;
so auch nicht auf den einen rat hörend: zu spät im jahr,
zu kalt bereits, er, zu alt dazu auf jeden fall; wider alle
vernunft in den see eingetaucht, diesmal für immer, der
tod im gewässer und ein auftauchen jenseits vom see –
dort dem MEISTER begegnend, der ewigkeit, schöne idee
von möglichkeiten des danachs: der MEISTER ganz
anders als jener, von dem sie unaufhörlich predigen,
jene vertreter und vertreterinnen einer doch seltsamen
sprachmonotonie – letztlich verwirrende fetzen aus gewebe
von hoffnungen, von projektionen, von steter flucht aus
der wirklichkeit – märchenhaftigkeit als realität verkauft.
der mann in seiner hütte am see – eine schöne geschichte,
glanzvoller einfall aus schriftstellerischer kongenialität:
spiegelung dessen was ist, dessen was vielleicht sein könnte,
viel eingehender als all die anderen Phantasmagorien, der
traum vom MEISTER zumindest unterhaltsamer, ehrlicher
vielleicht auch?, jedenfalls: gedanken an unabhängigkeit;
befreit von ritualisierten diktaten, fern vom spiegelfechten
theatralisierenden sendungsbewußtseins und wunschakrobatik ...
absage an: salto mortale – far the madding crowd, gut weg
von einvernehmern, abstand zur breiten route aus alter öde.
das nein an all jene gerichtet, welche bevormunden, die
ausbeuten, die ihren sinn im unterjochen sehen: gegen
persönlichkeit, meinungen, vielfalt, natürlichkeit, wirken.
gegen feinde der offenheit, des toleranten miteinanders!
am see: die sanften wellen in ihren leisen schwingungen
erspüren, das neugierige hin und her der jungen barsche:
eintauchen – gedanken, körper, wunschwelten, taktung,
eigene bestimmung suchen, die stille tiefe des sees als
spiegelungversuche im dasein – fordernd und mahnend
zugleich. am ufer gegenüber die schwanenfamilie ganz
behutsam und langsam die eigenen kreise ziehend – in
häufig oft trügerischer hoffnung auf unbehelligt bleiben ...
gedanken und verlangen über das naß gleiten lassen: tief
eintauchen in die lockende feuchtigkeit, hinein in den
schlund waldhafter natur, abgewandt von glattrasierten
pubertären anwandlungen und fremdbestimmungen,
nichts von jener heteronomen mitläuferhaften tätowierten
abziehbildhaftigkeit – nichts als natur, reine natur, so wie
natürlich vorgegeben: wachstum als reifung, gar nicht als
regression in längst vergangene entwicklungsstufen, kein
festhalten am falschen überkommenen, nicht diese dröge
künstlichkeit aus marktbezogener bereicherungssucht:
moden gegen menschliche natur gerichtet – verlogenheit
und täuschung als ausdruck der selbstbegeisterung von
dummheiten – hirnlos, seelenlos, entfremdet, unmündig,
oberflächlich: attribute der unzähligen zeitgeistbeförderer;
elend in elendigkeit –
der natur ihren lauf lassen: sehnsüchte, lust, unmittelbarkeit –
aus den ketten der diktate befreien, frei zu sein versuchen,
stets weg von den wirrungen und irrungen fremder zungen!
sehnsüchte im: du, durch: du, mit: du; eingetaucht,
eingedrungen, versunken, sich ergeben, wesentlich.
vergangenes allenfalls als lehrstück, als menetekel, als zeichen:
zu vermeiden: all jene verharrenden in ihrem unbewältigten gestern –
die hysterische frau mit dem trauma des zukurzgekommenseins,
den raffgierigen in seinem fortwährend kindhaften schnullerdasein,
all die selbsternannten macher, ihre defizite erfolglos fliehend,
und auch die besserwissenden und bevormundenden sowie jene
apologeten politischer korrektheit und anderer verknappungen;
gewiß auch jene auf selbsterhöhten podesten der scheinheiligkeit.
jene tanzspiele auf den jahrmärkten der selbstverkennung!
diese suhlversuche im zunehmenden morast der ekelhaftigkeit!
besser, sich distanzierend, zielführend ins reich der notwendigkeiten eintreten:
ach – welch abstand zu drittklassigen artisten des konformismus,
wie notwendig die pflege und das bemühen um radikale distanz!
wahren, was stets zu wahren ist, bemühungen: selbst wesentlicher werden ...
all angehäuftes wissen in den tiefen versunken, gleichwohl:
irgendwie präsent, wie auch all die gesungenen und vielen
ungesungenen lieder – im blätterrauschen die erinnerung:
zeit für andere texte, notwendigkeit aus anderen melodien.
das beben des körpers nach abwesenheit von lethargie ...,
spürbar immer wieder das keimende suchend ...
im strahl der tausendfachen sonnen schwebend,
schwelgend, wahrnehmend, gestreichelt vom sanften
seewind, die lockenden bahnen im seelenstrom von
wirklichem menschsein in der zeit spürend:
häufiger auch überfliegende schwärme von wildgänsen
in ihrer v-formation, je nach jahreszeit sich in der thermik
immer höher kreisende störche; über die wasseroberfläche
stechende schwalben in gekonnter wendigkeit, vereinzelt
wasservögel in ihrer unaufhörlichen suche nach geborgenheit;
die schwanenfamilie weiter ihren bahnen folgend, spielerisch,
unaufgeregt; die kleine gruppe der nilgänse an ihrem ruheplatz;
der MEISTER in phantasie sich als schirm über das denken legend ...
endlich auch – immer wieder diese entrücktheit von
banalitäten des daseins: aus der tiefe des sees an die
oberfläche tauchend, feenhaft, wundersam, wärmend,
die andere welt weisend: lockende seele in begehrendem
leib, das unbegreifliche begreiflich machend – versinken
in süßer endlosigkeit, in wesentlichkeit gehalten, bewegung
aus phantasie in wirklichkeit lenkend, fühlen, spüren, sich
auflösen ineinander, eins werden in dauer; relativität der
spiegelungen, gleichwohl: klar, empfunden, geliebt. dauer in der
zeit – geborgen in der stillen tiefe des sees. VERBORGEN!
(fagusarua, 27.07.2019)
Das Prinzip aller Dinge ist Wasser, aus Wasser ist alles, und ins Wasser kehrt alles zurück.
(Thales von Milet)
Ein neuer Duft ...
Ein neuer Duft weht seit langem durch das Land,
Ekelhaft sein Dunst, längst schon überall bekannt:
Verpestet all das, was dereinst noch gut gewesen.
Diesen Augiasstall verlangt es nach den Besen:
Zeit dieses Übel endlich wieder gut auszumisten,
Jenen Demagogen kein' Nährboden sich einzunisten!
Was sich heute da leider häufig gescheit so dünkt,
Nach nichts als allergrößter Dummheit lauthals klingt:
Verachtet gehört durchaus all jene Geschwätzigkeit,
Der wahre Geist erträgt nicht solche Gepflogenheit!
Shitstormhafte Geistesarmut nun sich überall suhlt –
Doch ihr gilt es, Grenzen endlich ganz klar zu zeigen,
Nicht allen, die ihr Maul aufreißen, Beachtung bieten:
Deutliche Verachtung jenen ekelhaften Geistesnieten!
Sie gehören ohne Zweifel nur zu den schändlich Feigen;
Stets erkennbar machen, wer so um Beachtung buhlt.
(Fagusarua 01.08.2019)
der mündige bürger
als solcher gepriesen –
wenn passend in der zeit
wenn genehm der ideologie
doch dahinter zu oft:
machtgelüste
frevelhaftigkeit
frechheiten
geistlosigkeit
ausbeutung der sinne
und herzen sowie der
gutherzigkeit –
täuschungsmanöver
zwangsverpflichtungen
faktisch
mediale hirnwäsche
zwangsbelehrungen
zwangsverpflichtet
zur beitragszahlung
politische korrektheit
als dämpfungsdroge
grenzzäune im kalkül
erlaubten denkens
lügenmaulhaftigkeiten
panem et circenses als
gestaltungsmotto
als lebensprinzip
der tod von mündigkeit
statussymbolik als
ersatzbefriedigung
entmündigungstenor
fremdbestimmt
aufoktroyiert
verselbständigt
gleichwohl immer auch:
relativ selbstverschuldet
verdummung als
alltagsprinzip
kleinhalten als
gestaltungswelt
erinnerung an ihn:
leonard cohen –
»i love the country,
but i don't like
the scene«
wie richtig
wie unerträglich
wie entwürdigend
wie beschränkend
maulaffenfeilheiten
großspurigkeiten
selbstüberschätzung
wichtigtuereien
selbstbeweihräucherungen
lügenakrobatiken
vor allem: dummheiten
und engstirnigkeiten
eben: »the scene«
ausufernde ausbeutung
von natur
von landschaft
von lebensgrundlagen
weitere formen ekliger
rücksichtslosigkeit:
raubbau – zerstörung
vernichten von vielfalt
eben: »the country«
längst verlorener überblick:
verantwortungslosigkeit
als leitlinie
mit blindheit geschlagen
egoismen gepaart mit
kurzsichtigkeit
armseligkeit als menetekel
nachhaltigkeit als
verlogene monstranz
weiterer teil der
verlogenheiten
worthülsen als neue
beschreibungsweisen
faktisch: arschlochhaftigkeiten
als neue pseudophilosophie
» danceband on the titanic«
intersubjektive übereinkunft:
DAS aktuelle lügengebäude
einigkeit in kurzsichtigkeit
verstehen der gewinnstruktur
jenes ausleben von egozentrik
das ziehen an fäden der macht
gestaltung – ein alibieuphemismus
chamäleonhafte wandlungen bei
zu hohem kesseldruck –
furcht vor machtverlust als
wendehalsspiegelungen
wahlzettel als politbibelseite
vorgestreckte mikrophone für
dummschwätzerei und für
spiele nichtenden nichts
nichtwissen als mundstuhl
viel zu viel: glaskugeljournalismus
zeitdiebstahl und elende geistesarmut
alles letztlich spiegelbilder der hohlheiten
eben: »the scene« ...
eindlich einmal das theater beenden:
vorhänge zuziehen – konsequent
ein deutliches NEIN
nicht mehr mitspielen
nicht mehr als staffage dienen
all jenen keine alibis liefern
masken von gesichtern reißen
deren scheinheiligkeit zeigen
oberflächlichkeit als solche benennen
auch nicht durch schweigen mittanzen
man stelle sich vor: sie nennen es
politik und keiner geht mehr hin ...
sich abwenden – »da wendet
sich der gast mit grausen«
die richtigen grenzen setzen
ehrlichkeit wieder als prinzip
aufzeigen wer wirklich gast ist:
den unfähigen die geliehene zeit
entreißen – sie in ihre grenzen bannen
und wirklichkeit als wirklich begreifen
sich selbst nun keinen bärendienst mehr
konsequenter abschied vom ölgötzentum
dümmliche reden enttarnen – wie diese:
»freie fahrt für freie bürger«
dem einlullen enge grenzen setzen –
freiheit einmal: tatsächlich begreifen
endlich einmal wesentlich werden – eben:
wirklich mündig ...
(fagusarua 15. August 2019)
"Wahrhaftigkeit und Politik wohnen selten unter einem Dach."
(Stefan Zweig)
"Die Dummheit von Regierungen sollte niemals unterschätzt werden."
(Helmut Schmidt)
"In der ganzen Welt ist jeder Politiker sehr für Revolution, für Vernunft und Niederlegung der Waffen -- nur beim Feind, ja nicht bei sich selbst."
(Hermann Hesse)
"Mikrophone sind das einzige, das sich Politiker gerne vorhalten lassen."
(Frank Elstner)
Nachdenken und Handeln verglich einer mit Rahel und Lea: die eine war anmutiger, die andere fruchtbarer.
Johann Wolfgang von Goethe
Immer wenn man die Meinung der Mehrheit teilt, ist es Zeit, sich zu besinnen.
Mark Twain
Während wir anhalten, um zu überlegen, verpassen wir oft unsere Möglichkeiten.
Publilius Syrus
Man sollte sich wirklich nicht grämen, wenn man das Weltbild so vieler Zeitgenossen nicht teilt und jene das einem heftig vorwerfen. Man scheint da nämlich auf einem richtigen Wege zu sein.
FagusArua
In Bad Buchau auf dem Federseesteg (Juli 2023)
... wird vielleicht noch mit weiterem Inhalt versehen ...
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